
Reliquienkreuz
Ursprünglich war es zu liturgischen Zwecken in der Kirche oder in einer Kapelle bestimmt. Es wurde auf die Mensa eines Altars gestellt und diente als Ergänzung des Altars, es war allerdings kein Altarersatz. Häufig wurde es ebenfalls in Hauskapellen benutzt.
Ein sehr seltener kleiner Altar, Arbeit aus dem Hochbarock, der aus der Werkstatt des bedeutenden Prager Gold- und Silberschmieds Rinaldo Ranzoni (*22. 8. 1671 Bologna, Italien, †07.06.1737, Prag) stammt.
Ranzoni war allem voran Meister für Tempelwerkzeug. Er war für den St.-Veits-Dom und für den Prager Domschatz (Bildrahmen der Madonna von St. Veit), für einige Prager Kirchen und Klöster, unter anderem für den Ursulinenorden, tätig. Erhalten blieben seine Monstranzen aus Nižbor (Nischburg) und aus Počepice in der Nähe von Sedlčany (Seltschan), einige Kelche (Nationalmuseum, Kunstgewerbemuseum in Prag), einige Löffel und eine Etrog-Schale (Jüdisches Museum in Prag).
Er arbeitete mit hohem handwerklichem Geschick, wandte den italienischen Dekor beeindruckender Ästhetik (mit Paaren von Engelsköpfen und Rosensträußen) in Kombination mit flachem Banddekor an.
Mit seinem erklärten Gewinn in Höhe von 2000 Gulden jährlich gehörte Ranzoni im Jahre 1726 zu den bestbezahlten Goldschmieden Prags. Unglücklicherweise traf ihn im gleichen Jahr der Tod seiner Frau, die grundlegenden Einfluss auf den wirtschaftlichen Betrieb seiner Werkstatt hatte. Danach nahm Ranzoni hohe Schulden auf und ein Jahr später heiratete er die wesentlich ältere Sibylle Tanner. Die Schulden blieben ihm jedoch. Im Jahre 1727 wurde er von Maria Franziska Kapoun wegen Veruntreuung von Silber und von 5 Brillanten für die bestellte Monstranz für Stará Boleslav (Altbunzlau) angeklagt. Um seine Schulden zu begleichen war Ranzoni Anfang 1730 gezwungen, sein Haus zu verkaufen. Ranzoni starb in Armut ohne direkte Erben.