
Aus der Geschichte der Granatsteine
Granatsteine gehören zweifellos zu den ältesten und gleichzeitig bekanntesten Mineralien und Edelsteinen, die in seit frühesten Zeiten zu Zier- und Ritualzwecken verwendet wurden. Eine Erwähnung darüber finden wir bereits in Peri lithon, im Werk des griechischen Philosophen Theophrastos von Eresos (372–287 v. Chr.). Granatsteine werden des Weiteren vom bekannten römischen Universalgelehrten Gaius Plinius Secundus (23–79 n. Chr.) in seiner 37-bändigen Enzyklopädie Naturalis historia erwähnt, wo er sie als „carbunculus“ bezeichnete (es handelte sich damals wohl um Almandine). Wohlbekannt waren Granatsteine auch im alten Griechenland und in Rom, in Karthago und in weiteren entwickelten Ländern Nordafrikas.
Die Bezeichnung Granat kommt wahrscheinlich vom lateinischen Wort granum, d. h. Korn. Der Name stammt bereits aus dem 13. Jahrhundert, als er das erste Mal vom deutschen Theologen und Philosophen Albertus Magnus (1193–1280) verwendet wurde. Einer anderen Theorie zufolge soll der Name vom lateinischen malum granatum, d. h. Granatapfel (nach der häufigsten Verfärbung der Granatsteine) abgeleitet worden sein. Granatsteine in Böhmen werden auch durch den St. Joachimsthaler Naturwissenschaftler und Arzt Georgius Agricola (mit bürgerlichem Namen Georg Bauer) in seinen De natura fossilium libri X (1494–1555) behandelt.
Die Geschichte des böhmischen Granats ist im Prinzip die gleiche wie die des Granats allgemein, jedoch mit dem Unterschied, dass der böhmische Granat früher nur als Karbunkel bezeichnet wurde. Der Leibarzt Rudolfs II., Anselmus Boëtius de Boodt, beschreibt in seinem Werk Gemmarum et lapidum historia (1609) die Arbeit der Sammler und Schleifer dieser Edelsteine und behandelt die besagte Heilkraft des böhmischen Granats.
Nach einigen Ansichten erreichen die böhmischen Granatsteine nicht die Größe der im Orient aufgefundenen Granate, ihr Vorzug besteht jedoch in ihrer wunderschönen roten Farbe. Sie sind vollkommen feuerbeständig und werden ohne jegliche Mängel aufgefunden. Boetius bestimmt auch die genaue Fundstätte im Böhmischen Mittelgebirge und im Moor Jizerská louka (Iser-Weide).
Vergoldete silberne S-förmige Spangen mit einer Almandin-Einlage, Begräbnisstätte in Kyjov (Gaya) aus der Zeit der Völkerwanderung, Landkreis Hodonín (Göding) (datiert mit 480–550 n. l.).
Abbildung des Buches Gemmarum et lapidum historia.
Anselmus Boëtius de Boodt (1550, Brügge – 21. 6. 1632, Brügge), der Leibarzt Rudolfs II., Edelsteinkenner.
Geologische Karte des Böhmischen Mittelgebirges, Blatt Měrunice – Třebívlice.